Bewegende Trauerfeier für Bernd Hiller am 28. März

Bernd auf einem Foto etwa vor 1970, also im Alter von 20-29 Jahren
Frank Hoppe
Bernd auf einem Foto etwa vor 1970, also im Alter von 20-29 Jahren

Am letzten Freitag im März 2025 fand Bernd Hiller seine letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Klebitz, einem kleinem Ort, der seit 1992 zu Zahna (Sachsen-Anhalt) gehört. Er wurde auf seinen Wunsch hin neben seinem Freund und Nachbarn Hermann Kunze beigesetzt, der wenige Monate vorher verstorben war.

Neben seiner Lebensgefährtin Rose und ihrer Familie, darunter ihre Tochter und die Enkelkinder, nahmen auch viele Freunde und Weggefährten Abschied von Bernd. Unser Schachverein wurde durch mich, Jens Rennspieß und Thomas Müller vertreten. Während Thomas aus Leipzig anreiste und per Shuttle vom Bahnhof in Zahna abgeholt wurde, machte ich mich mit Jens und meiner Freundin Doreen per PKW auf den Weg in das rund 150 km von Berlin-Pankow entfernte Klebitz.

Ich muss sagen, ich war sehr überrascht, wie viele Trauergäste (fast 30) Bernd auf seinem letzten Weg begleiteten. Beim gemeinsamen Essen nach der Trauerfeier hatte Rose die schöne Idee, dass jeder Anwesende seine Verbindung zu Bernd und die ein oder andere Geschichte erzählen sollte. Neben Nachbarn waren selbst Studiengefährten und Freunde aus den 1960/1970er Jahren erschienen. Da wirkten unsere Begegnungen mit Bernd am Schachbrett und auch daneben aus einer viel jüngeren Epoche geradezu klein. Am meisten beeindruckte uns die Geschichte einer Kajakfahrerin, die Bernd bei der Ausübung ihres Sports etwa in den 1990er Jahren kennenlernte. An ihren Namen kann ich mich nicht mehr erinnern, deshalb nenne ich sie jetzt Maria.

Maria, die bisher nur kurze Touren gefahren war, wollte mit dem Kajak vom Berliner Wannsee nach Hamburg paddeln. Ihr Mann hatte aber absolut keine Lust dazu: "Ich hole Dich aus Hamburg ab." Maria machte sich allein auf die große und einige Tage dauernde Reise. Auf der Elbe wurde sie von einem Kajak überholt. Es war Bernd. Sie kamen ins Gespräch und Maria erzählte ihr stolz von ihrem Ziel Hamburg. Ihre Augen wurden groß als Bernd als Ziel Dänemark nannte.
Die Beiden paddelten fortan zusammen gen Hamburg weiter und übernachteten wild im Zelt. Maria wollte eigentlich etwas gemütlicher schlafen, doch daraus wurde nichts. Wenn früh um 5 das Holz draußen knackte, wusste sie: Bernd ist schon wach und bereitet die Feuerstelle vor. Echte Abenteurerromantik, an die sich Maria erstmal gewöhnen musste.

Eine frühere Weggefährtin - selbst keine Schachspielerin - konnte sich sogar erinnern, das Bernd damals beim Schwarzenbeker Schachklub spielte. Wie ich später in meiner Vorstellung ergänzte, blieb er dem Verein bis 1991 treu. Ein früherer Studienkollege erzählte, das er mit Bernd auch ab und zu Schach gespielt hatte. Und ein Freund aus Berlin erzählte, das er in Bernds Wohnung in der Wiener Straße 12 in Kreuzberg zur Untermiete lebt. Bernd hatte sich 2010 in Klebitz ein Haus gekauft und seine Wohnung war frei.

Neben meinen rein schachlichen Begegnungen mit Bernd hatte ich auch ein paar abseits des Brettes. Bernd fuhr mal einen Miettransporter für mich, um Möbel umzuziehen. Als er eine rote Ampel überfuhr und ich ihn darauf hinwies, sagte er, das er nicht mehr so gut sehe und nach Gehör fahre. Und zu meinem 60. Geburtstag letztes Jahr schenkte er mir ein Konvolut alter und seltener Schachzeitschriften. In den 1990er Jahren hatte ich von ihm Kerzen geschenkt bekommen, da er mit seiner Nebenbeschäftigung, dem Ziehen von Kerzen aufhören wollte.

Rede von Rose in der Kapelle

Eine kleine Zusammfassung ihrer Rede

Bernd wurde am 21. Dezember 1939 in Gollnow (heute: Goleniów) nordöstlich von Szczecin geboren. 1945, mit dem nahenden Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde die Familie aus Pommern vertrieben (in der Audiodatei ist von Posen die Rede, doch Posen lag damals in Polen). Sie kamen nach Berlin und danach in ein Auffanglager in Kappeln (Schleswig-Holstein). Erst nach sieben Jahren fanden sie 1952 ein neues Zuhause in Geesthacht (rund 170 km südlich von Kappeln, bei Hamburg), wo eine Vertriebenensiedlung gebaut wurde.
Drei Jahre später erlitt die Familie einen großen Schicksalsschlag: Bernd war gerade 15 Jahre alt, als sich sein Vater das Leben nahm.

Bernd begann eine Lehre als Werkzeugmacher und absolvierte danach eine Ausbildung zum Technischen Zeichner. Dem schloß sich die Ausbildung zum Ingenieur für Verfahrenstechnik an. Doch das Leben in Deutschland erfüllte ihn nicht und er wanderte nach Australien aus, wo es damals viele Deutsche hinzog. Nach einem Jahre kehrte er bereits nach Deutschland zurück, wobei er vorher noch die Welt erkundete und u.a. Vietnam, Laos und Kambodscha bereiste.
In Deutschland ließ er sich in Westberlin nieder (seit 1974 hatte er die Wohnung in der Wiener Straße 12), wo er ein Studium an der Technischen Universität begann. Danach arbeitete er als Lehrer für Politik und Technik an einem Oberstufengymnasium.

Neben Schach galt seine Leidenschaft dem Kajakfahren. Er unternahm zahlreiche Reisen mit dem Kajak u.a. in Griechenland und in Amerika. Besonders bemerkenswert war seine Tour auf dem Yukon River in Kanada, allein mit einem Gewehr und Vorräten. Rose: "Er war ein wahrer Abenteurer."

In den 1990er Jahren hatte er Depressionen und fand Trost mit einer Kajaktour zum Skagerrak. Danach eröffnete er einen Antiquitätenladen in Berlin (meines Wissens in Prenzlauer Berg). Zum Jahreswechsel 2000/01 lernte er Rose kennen. Dabei fand er auch seine Liebe zu Katzen. 2010 erwarb er ein Haus in Klebitz.

Unser Schachverein hat 50 Euro für den Katzenschutz auf das Konto von Rosemarie Haas überwiesen. Wir würden uns freuen, wenn andere Schachfreunde ebenfalls etwas spenden würden. Die Bankverbindung findet ihr in diesem Beitrag.

Auszüge aus der Rede der Tochter von Rose

Gedenkturnier am 13. April

Am nächsten Sonntag veranstalten wir ab 10 Uhr ein Gedenkturnier zu Ehren unserer drei kurz hinterenander verstorbenen Schachfreunde Bernd Hiller, Raul Dybek und Manfred Wolf. Geplant ist ein Zweier-Mannschaftsturnier im Blitzschach-Modus 5+0. Dafür nehmen wir gern noch Anmeldungen entgegen.

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Frank Hoppe

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