(Fast) Alle wollen Verbandsschiedsrichter werden!

Frank Hoppe
Christian Kuhn und Carsten Schmidt

Gestern abend um kurz nach 18 Uhr ging er los - der Schiedsrichterlehrgang. "Schiedsrichter", ein Wort das Mitglieder unseres Vereins üblicherweise nur vom Hörensagen kennen. Keiner weiß genau was das ist, jeder vermeidet Kontakt zu solcher Spezies, aber alle wollen mitreden, wenn Probleme aufkommen, für die solche Schiedsrichter zuständig sind.

Allein 9 der 21 Teilnehmer, von denen beim Auftakt 19 anwesend waren, sind Mitglied in unserem Verein. Neben dem gesamten Vorstand mit Katja Sommaro, Stefan Hölz, Peter Müller und Frank Hoppe, interessieren sich auch Andreas Reiche, Spartac Gevorkian, Jens Rennspieß, Stefan Landt und Martin Petruschke für eine Karriere als "Verbandsschiedsrichter", einem nur im Berliner Schachverband gültigen Titel.

Referent des ersten Tages war FIDE-Schiedsrichter Christian H(elmut) Kuhn, der bei der Eröffnung vom BSV-Präsidenten Carsten Schmidt assistiert wurde.

Der 51-jährige gebürtige Saarländer Christian Kuhn lebt schon einige Jahre in Berlin und ist seit 2013 Mitglied bei der SG Lasker-Steglitz-Wilmersdorf. Hier erwarb er sich schnell einen so guten Ruf, daß er am 16. Mai 2014 als Nachfolger von Hans-Jürgen Schönherz zum Vorsitzenden gewählt wurde.

Ich lernte ihn erstmals kennen beim Politikerschachturnier am 26. November 2016. Wobei "kennenlernen" maßlos übertrieben ist, denn ich begrüßte zwar damals alle vermeintlichen Funktionsträger mit Handschlag, doch ihn ignorierte ich. Bei der Eröffnung wurde er dann als Hauptschiedsrichter vorgestellt...

Die Begegnungen danach waren weniger abweisend meinerseits, traf ich ihn nun doch auch als Schiedsrichter bei Bundesligawettkämpfen. Und gestern stand ich mit meinem Auto in der Schönhauser Allee direkt hinter seinem. Beim Einparken war mir gar nicht aufgefallen, daß er womöglich wie ich gleich noch wartend im Auto saß. Als es auf halb sechs zuging, stand er plötzlich neben seinem Wagen.

Frank Hoppe

Tag 1

Sven Horn hatte extra wegen des Lehrganges, aber auch wegen des zeitgleich aktiven Debattierklubs, eine halbe Stunde eher sein "en passant" aufgemacht. Da stand ich mit unserem Lehrgangsleiter allerdings schon ein paar Minuten vor seiner Tür. So nach und nach trafen auch die anderen Teilnehmer ein, wobei Berolina um 18 Uhr erst mit 4-5 Leuten vertreten war.

Nach einer kurzen Eröffnungsansprache von Carsten Schmidt, der selbst an zwei der fünf Lehrgangstage sein Wissen weitergeben wird, stellte sich Kuhn kurz vor und erzählte, wie er zu dieser Referentenaufgabe gekommen ist. Schmidt hatte ihn nämlich gebeten, nach dem Rücktritt von Martin Sebastian, die Ausbildung neuer Schiedsrichter zu übernehmen.

Ebenso wie Kuhn sollten sich auch die Zuhörer kurz mit Namen, Verein und Vorwissen vorstellen. Die einzigen beiden Kinder des Lehrganges - Lea Ludwig (13) und Lotta Berghold (12) - brachten da gegenüber einigen anderen deutlich älteren Protagonisten bereits Erfahrung im Leiten von (Kinder-)Turnieren mit. Nur ein Teilnehmer, Thomas Schacht, hat eine "gültige" Lizenz. Allerdings gibt es den Schiedsrichtertitel "Turnierleiter" seit einiger Zeit beim Deutschen Schachbund (DSB) gar nicht mehr. Dafür gibt es jetzt die Verbandsschiedsrichter, deren Lizenz 5 Jahre gültig sein wird.

Als Kuhn die verschiedenen Schiedsrichterstufen national und international erklärte, kam bei meinen Nachbarmann bereits Langeweile auf. "Das muß ich alles wissen, wenn ich 4. Klasse pfeife ..." raunte er frustriert seinem Vereinskollegen zu.
Doch der Ernüchterung ob der nichtprüfungs- und nichtbmmrelevanten Themen, folgte alsbald gesteigerte Aufmerksamkeit, als Kuhn die ab 1. Juli 2017 gültigen FIDE-Regeln verteilte und die Kapitel abarbeitete. Bei den Paragraphen 4.2.1 und 4.2.2 ("Berührt - geführt") wurden gleich vielfach Fragen gestellt. Und das riss bis zum Seminarende um kurz nach 22 Uhr nicht mehr ab.

"Ein Schiedsrichter-Lehrgang bringt 100 DWZ-Punkte"

Die obige These sorgte bei den Teilnehmern für einen Aha- oder besser Oha-Effekt. Kuhn: "Jeder Schachspieler sollte einen Schiedsrichterlehrgang machen!" Aber ob das gleich 100 Wertungspunkte ergibt? Ich glaube kaum, daß das einer wissenschaftlichen Untersuchung standhält, wenn man mal von den jüngeren Spielern absieht. Aber sinnvoll ist so ein Lehrgang sicher. Zumal die 9 Berolina-Aspiranten auf eine Lizenz wahrscheinlich nicht den tatsächlichen Bedarf abdecken. Mindestens jede unserer sechs Mannschaften sollte einen Schiedsrichter in ihren Reihen haben. Wenn ich die Mannschaftseinsätze 2016/17 nehme, dann verteilen sich die neun Leute wie folgt:

  • 1. Mannschaft: Hölz, Müller
  • 2. Mannschaft: Sommaro, Reiche
  • 3. Mannschaft: Hoppe
  • 4. Mannschaft: Rennspieß
  • 5. Mannschaft: Gevorkian
  • 6. Mannschaft: Petruschke
  • ohne: Landt

Bei den Aufstellungen für 2017/18 werden wir die Schiedsrichter entsprechend verteilen müssen.

VSR-Ausbildung beim BSV

Frank Hoppe

 

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Kommentare

Kommentar von Stefan Hölz |

Mann,
jetzt weiß ich, dass mir auf dem Kopf oben Haare fehlen.
Wußte ich vorher gar nicht.
Kannst du das Foto nicht noch bearbeiten?

Gruß
Stefan

Kommentar von Peter Müller |

Hast Du denn wirklich niemanden, der auf Dich herabschaut? ;)

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