Michael Schilke * 24.05.1969 † 05.03.2015

Liebe Schachfreunde,

wir müssen euch die traurige Nachricht überbringen, dass Michael Schilke am Donnerstag nach schwerer Krankheit verstorben ist.

Micha war an fast jedem Freitag bei Bero und hat so unsere Vereinsabende und den Spielbetrieb bei Berolina maßgeblich mitgeprägt. Kaum ein Blitz- oder Schnellschachturnier, das nicht seinen Zuspruch fand. Kein Vereinsturnier, an dem er nicht teilnahm.

Der sportliche Wettkampf stand für ihn dabei nicht im Vordergrund. Wichtiger war ihm das verbindende Wesen des Schachs, das gesellige Miteinander an langen, so manches Mal nicht enden wollenden Abenden, weshalb er sich bei Berolina sehr wohl gefühlt hat.

Seinem Ehrgeiz stand das nie im Wege - er wollte gut spielen und möglichst oft gewinnen, was ihm allgemein häufig, hin und wieder auch gegen deutlich stärkere Gegner gelang. Dennoch konnte er auch an schlechten Tagen immer auf bewundernswerte Weise die Dinge wieder ins Lot rücken und eine gesunde Distanz zu einer unglücklich verlorenen Partie oder einer eingestellten Figur schaffen. Seine wesensbedingte Gelassenheit und sein klarer Verstand verhinderten, dass dem hobbyistischen Streben nach Verbesserung allzu große Bedeutung zuteil wurde.

Dafür gab es zu viele andere, wichtigere Dinge in seinem Leben. Micha war vielseitig gebildet, interessiert und sehr naturverbunden. Tagelang abseits der Zivilisation mit Rucksack und Zelt bepackt durch die Alpen zu wandern, oder Mecklenburgs Wasserstraßen mit dem Kanu zu erkunden - das war seine Art, den Alltag hinter sich zu lassen. Auch beruflich hatte er sich noch einmal komplett neu erfunden. Nachdem er viele Jahre lang erfolgreich mit zwei Kolleginnen eine Firma für Web-Entwicklung aufgebaut hatte, entschied er sich vor vier Jahren, mit einer Ausbildung zum Erzieher noch einmal ganz von vorn zu beginnen. Er widmete sich dieser neuen Herausforderung mit großer Leidenschaft und war sicher und glücklich, nun seinen Weg gefunden zu haben.

Mit der Diagnose seiner schweren Krankheit im Oktober trat all das in den Hintergrund.

Wir alle verlieren mit Micha einen lieben Vereinskameraden, einen integrierenden, unaufgeregten, freundlichen Chrakter, einen starken und verlässlichen Schachspieler. Vielen von uns war er ein teurer Freund.

Die Lücke, die er hinterlässt, wird offen bleiben.

Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, vor allem bei seiner Tochter Zazie, seiner Mutter und Carole.

Mit stillem Gruß,
Thomas und Peter


Die Beisetzung findet am Montag, den 30. März statt.
Treffpunkt: 10 Uhr, Friedhöfe Georgen-Parochial und St. Marien-St. Nikolai, Eingang Greifswalder Straße 229

Schach

Micha war jederzeit in der Lage, auch gestandene Spieler an den Rand einer Niederlage oder darüber hinaus zu befördern.

Denken wir nur an seine fast legendäre Partie gegen Wolfgang aus dem Jahre 2007, wo er sich durch überzeugendes Angriffsschach mit einem kalkulierten Qualitätsopfer den Sieg und damit den Klassenerhalt in der A-Gruppe der Vereinsmeisterschaft gesichert hatte. Oder an seinen Sieg im Finale des Vereinspokals 2008, wiederum gegen Wolfgang. Nicht zu vergessen auch sein abgebrühter Schwarzsieg gegen Thomas Hämmerlein beim Unicorn-Open 2008, als er die entscheidenden Gewinnzüge mit weniger als 5 Minuten Zeit auf der Uhr fand und, wie er anschließend witzelnd feststellte, während der Partie kein einziges Mal den Läufer auf f8 gezogen hatte. Die Liste könnte fortgesetzt werden.

Selbstverständlich schmunzelte Micha über solch gelungene Spitzen gegenüber den „Großen“, er hatte ja einen feinen Sinn für Humor, aber die Krone hat er sich deshalb noch lange nicht aufgesetzt.

Im folgenden drei ausgewählte Partien, teilweise mit Michas eigenen Kommentaren.

 

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14.12.2007[Michael Schilke]

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Kommentare

Kommentar von Christian Syré |

Der viel zu frühe Tod von Michael Schilke im Alter von 45 Jahren berührt mich sehr.
Ich hatte mit ihm am 1.5.2008 beim Unicorn Open eine für mich unvergeßliche Partie.
240 Elo-Punkte hatte ich damals mehr, wenn auch Schwarz, was sollte mir passieren. Solche Partien sind aber schon irgendwie auch unangenehm, weil man sich zum Sieg verpflichtet fühlt.
Nach 36 Zügen entstand folgende Stellung:
Michael Schilke (Elo 1912): Kh1, Dd1, Td1, Ta6, Bh2, g2, e4 (7)
Christian Syré (Elo 2252): Kh8, Dg7, Tg8, Ld4, Bg4, f3, e5, a7 (8)
Nun spielte Michael 37. Dd2 mit der Drohung Th6+.
Ich zog mit dem König nach h7 statt Lb6 und mußte nach 38. Tb7!! aufgeben! Das war ein "schöner" Schock für mich und eine wichtige Lehre, wie ernst man einen 19 Hunderter nehmen muß. Danke für die Lektion!
Ich denke, das sollte nicht sein einziger Sieg gegen einen FIDE-Meister gewesen sein.

Kommentar von Fernando Offermann |

Es ist alles sehr traurig. Aber das mit dem Whisky habe ich mir gemerkt.

Auf das Datum würde ich mich jetzt nicht verlassen, mag auch sein, dass es der 10. Oktober 2003 war. Erste Runde Bero-Pokal, da gab's gewaltig einen auf die Mütze:

23. April 2004
Fernando Offermann - Michael Schilke
1. Runde Bero-Pokal

B33
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 7. Lg5 a6 8. Sa3 b5 9. Lxf6 gxf6 10. Sd5 f5 11. c3 Lg7 12. exf5 Lxf5 13. Sc2 O-O 14. Sce3 Le6 15. Ld3 f5 16. O-O e4 17. Sf4 Lf7 18. Lc2 Le5 19. Sfd5 Le6 20. f4 Lg7 21. Kh1 Kh8 22. Dh5 Se7 23. Sxe7 Dxe7 24. g4 Tf6 25. gxf5 Th6 26. Dg5 Da7 27. Sg4 Ld5 28. Sxh6 e3+ 29. Kg1 Lxh6 30. Df6+ Lg7 31. Dxd6 Db7 32. Tfe1 Lh1 33. Te2 Tg8 34. Kf1 Df3+ 35. Ke1 Lxc3+ und ich stellte die Uhren ab.

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