Nach rund 60 Jahren: Berolina hat wieder einen IM!

Laszlo (links) gegen Stefan Hölz

Gestern Abend war das dritte Turnier um die Vereinsblitzmeisterschaft im "en passant" und unser parallel eingetretener Neuzugang ließ den etablierten Blitzern keine Chance. Mit 10 aus 10 gewann IM Dr. Laszlo Hetey haushoch überlegen vor Titelverteidiger Andreas Volkmer.

Laszlo ist nach Berthold Koch in den 1950er Jahren der zweite Titelträger in den Reihen unseres Vereins. Ob wir mit ihm an die erfolgreichen Koch-Zeiten mit zwei DDR-Vizemeisterschaften anschließen können?

Die Frage ist leicht zu beantworten: Nein. Die Bedingungen sind nämlich ganz andere als damals wenige Jahre nach dem Krieg. In der sogenannten Schachgruppe Prenzlauer Berg - richtige Vereine erlaubten die Besatzungsmächte noch nicht - fanden sich die stärksten Schachspieler des Bezirks wieder. Die Gruppe gehörte nicht nur in Berlin zu den stärksten, sondern bestimmte auch das Niveau in Deutschland mit. Am 1. April 1949 schloß sich die Gruppe als Schachabteilung der BSG Eintracht 49 an, woraus im Laufe der Jahre die BSG Motor Berolina wurde.

In den 1940er und 50er Jahren scharrten sich viele gute Spieler um den weltweit bekannten Internationalen Meister Berthold Koch. Am bekanntesten neben Koch war wahrscheinlich Dieter Brüntrup. Der kompromisslose Angriffsspieler schaffte es sogar in den Kader der DDR-Nationalmannschaft. Mitte der 1950er Jahre wurde er, wie auch Koch, zum neugegründeten Sportclub "abdelegiert". Damit fiel der Verein langsam auseinander und verschwand irgendwann in den Niederungen der Berliner Spielklassen, wo er zwischen Bezirksliga und Bezirksklasse hin- und herdümpelte.

Brüntrup hat sich übrigens vor vielen Jahren vom Schach zurückgezogen, wird aber gelegentlich als Zuschauer auf Seniorenschachturnieren gesichtet.

Aufwärts ging es erst nach der Wende 1989. Man muß sagen, seltsamerweise. Die meisten Vereine im Osten Deutschlands kämpften nämlich erstmal ums Überleben. So brach zum Beispiel mein Verein, die BSG Medizin Berlin, weitgehend auseinander, als die meisten Mitglieder arbeitslos wurden.
Berolina dagegen wuchs und wuchs. Neben neuen Leuten aus wegsterbenden umliegenden Vereinen, fanden sogar westdeutsche Spieler bei uns Unterschlupf, die nach Berlin gezogen waren. Das brachte spielstärkemäßig zwar auch einen Schub, aber im wiedervereinigten Berlin war trotzdem selten mehr drin als Stadtliga.

Mittlerweile scheint sich Berolina in der Landesliga etabliert zu haben und die Verstärkung mit dem jetzt in Belgien lebenden Softwareentwickler macht den Verein fit genug, um dort auch noch eine Weile zu bleiben. Und vielleicht können wir ja auch ein bißchen in Richtung Oberliga schielen, wenn es gut läuft.


Tabellen und Fotos vom Blitzturnier gestern findet ihr auf dieser Seite.

Frank Hoppe

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