Nachruf auf Manfred Wolf

Manfred Wolf 2015 bei der Berliner Seniorenmeisterschaft
Frank Hoppe
Manfred Wolf 2015 bei der Berliner Seniorenmeisterschaft

* 08.02.1948; † 18.01.2025

Unser früheres langjähriges Mitglied Manfred Wolf lebt nicht mehr. Er starb am 18. Januar im Alter von 76 Jahren in den Armen seiner ehemaligen Lebensgefährtin Monika.

Manfred Wolf war 1982 - so Frank Hoppe, der ihm damals zum ersten Mal begegnete - schon ein gestandener Schachspieler mit Leistungsklasse 1 und besetzte jahrelang das Spitzenbrett in der ersten Mannschaft der Schachsektion der SG Dynamo Hohenschönhausen. Dynamo pendelte damals zwischen der Bezirksliga Berlin und der DDR-Liga. Der amtierende Präsident des Deutschen Fernschachbundes, Manfred Scheiba, der auch bei Dynamo spielte, erinnert sich an ihn:

"Unser 'Manne Wolf' war in unserem Verein ein Mitglied, der durch seine ruhige Art am Brett und im Verein sehr beliebt war. Bei Mannschaftskämpfen war er meistens der Letzte, der für seine Mannschaft kämpfte. In vielen privaten Gesprächen (in der Zigarettenpause) gab mir Manfred oft Tipps und Hinweise wie ich meine Spielstärke verbessern kann. Ich werde sein verschmitztes Lächeln immer in Erinnerung behalten."

Manfred war diplomierter Mathematiker, fühlte sich aber schon früh zur Kunst hingezogen und trat am 1. April 1975 in die VEH Bildende Kunst und Antiquitäten, genannt Staatlicher Kunsthandel der DDR als Kupferdrucker ein. Nach der Wende betrieb er selbständig eine Kupferdruckerei mit leidlichem Erfolg, bis ein schwerer Wasserschaden seine Werkstatt traf, die nicht versichert war.

Was das Schach betrifft, wurde es ab 1990 ruhig um Manfred, vermutlich weil er sich um seine Werkstattangelegenheiten kümmern musste. Den Wechsel der Schachsektion von Dynamo zu den neugegründeten Schachfreunden Friedrichshain machte er nicht mehr mit. Er pausierte bis ihn ein anderer Zufall wieder zum Vereinsschach brachte. André Schüler, ein langjähriger Wegbegleiter und Freund und bis 2023 auch unser Mitglied, erinnert sich:

"Ich schlenderte einige Jahre gern über den Kunstmarkt am Zeughaus. An einem Stand mit Kupferdrucken saß ein weißhaariger älterer Herr, ruhig und zurückhaltend. Wir kamen ins Gespräch. Er ist Schachspieler, aber inaktiv. So fing unsere Freundschaft an. Er kam mit zum Schachclub Rochade."

André war dort bereits schon lange Mitglied, auch als der Verein in der DDR noch Rotation Kunst hieß und in Prenzlauer Berg spielte. Manfred fing im Jahr 2000 beim SC Rochade an und beide blieben dem Verein bis 2003 treu. Mit nur kurzem Abstand wechselten beide danach zu Berolina, zuerst André, zwei Monate später Manfred.

André weiter:

"Vergessen werde ich diesen höflichen, zurückhaltenden Mann nie. Schade. Ich bin traurig."

Manfred gehörte unserem Verein vom 1. Juli 2003 bis zum 6. Februar 2023 und einige Monate bis Januar 2024 an.

Berolina wurde bei der Berliner Seniorenmeisterschaft 2015 bester Verein! Wolfgang Vandré (beim Debüt gleich Seniorenmeister), Manfred Wolf (9.) und Yosip Shapiro (2.).
Dagobert Kohlmeyer
Berolina wurde bei der Berliner Seniorenmeisterschaft 2015 bester Verein! Wolfgang Vandré (beim Debüt gleich Seniorenmeister), Manfred Wolf (9.) und Yosip Shapiro (2.).

Fotos mit Manfred

Vier Partien aus Manfreds Schachkarriere

2018 kassierte Berolina in der BMM ein 0:8 bei Schachfreunde 4. Manfred war dabei (hier gegen Abdelkerim Krichi). Hinten Peter Müller.
Frank Hoppe
2018 kassierte Berolina in der BMM ein 0:8 bei Schachfreunde 4. Manfred war dabei (hier gegen Abdelkerim Krichi). Hinten Peter Müller.

Ich habe vier Gewinnpartien von Manfred aus den letzten zwanzig Jahren herausgesucht.

Im Vereinspokal gewann Manfred am 24. Februar 2006 gegen Frank Hoppe. In der Vereinsmeisterschaft 2012 besiegte er am 23. März mit Schwarz Andreas Reiche. Fast immer nahm Manfred an der Berliner Seniorenmeisterschaft teil. 2009 besiegte er FM Klaus Zschäbitz und 2010 Peter Krug, beide in ihren besten Zeiten führende Berliner Schachspieler.

Manfred war nur schwer zu besiegen. Wenn man es aber schaffte, ihn in Zeitnot zu bringen, kostete ihn seine Nervosität manchmal die Partie.

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A0624.02.2006

Frank Hoppe, Wolfgang Vandré

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Kommentare

Kommentar von Gerd Wolff |

Dank an Frank !!! Für die sehr ausführliche Schilderung aus seinem Leben. Ein wirklich gelungener Beitrag. Leider ist auch unser langjähriges Mitglied Roul Dybek , an den Folgen seiner Krankheit,vor Kurzem verstorben. Roul ist in den frühen 70er Jahren bei Berolina Mitte eingetreten.

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