Nostalgiereise nach Lichtenberg

Partiemitschrift auf historischem Papier
Frank Hoppe
Partiemitschrift auf historischem Papier

BFL: SG Lichtenberg gegen Berolina 2

Am Mittwoch, dem 8. März, spielte unsere zweite Mannschaft bei der Spielgemeinschaft Lichtenberg (SGL), einer Kombination der Vereine Borussia Friedrichsfelde und SV Bau-Union. Als Tabellenführer fuhren wir in die Scheffelstraße, als fast gefallener Tabellenführer kehrten wir zurück. Beim 2:2 ließen wir gegen eine in "Notbesetzung" angetretene SGL einen wichtigen Mannschaftspunkt liegen. Und schuld daran ist der Berichterstatter, der in Gewinnstellung die Dame einstellte.

Mit Andreas "Scottie" Reiche traf ich als Letzter gerade noch einigermaßen pünktlich um 19 Uhr am Spielort ein. "Scottie" mußte wegen eines Notarzteinsatzes Verspätungen in Kauf nehmen. Ich quälte mich eineinhalb Stunden vom anderen Ende der Stadt (Olympiapark) mit dem Auto durch den Feierabendstau und bei der Parkplatzsuche.

Unsere Gegner warteten schon am Brett und entgegen meiner sonstigen Gepflogenheit schüttelte ich nicht nur meinem Spielpartner sondern allen SGL-Spielern die Hände. Die Hand von Fabian Wilde, den ich als Gegenüber erwartet hatte, war nicht darunter. Und auch Martin Schmidt saß nicht wie gewohnt am ersten Brett. Stattdessen hatte die SGL eine Rumpftruppe aufgeboten, die uns nicht wirklich das Fürchten lehrte. Die Prognose schwankte zwischen 3:1 und 4:0 für uns.

Der Blick an die Bretter führte bei mir zur DDR-Nostalgie. Da hatten die Gastgeber doch tatsächlich im Ostduell noch ein paar alte Partieformulare vom DTSB ausgegraben. Die waren noch nicht mal vergilbt und auseinander fielen sie auch nicht bei Berührung. Über 27 Jahre nach dem Mauerfall so etwas noch aufzutreiben, beeindruckte mich schon sehr. Wobei ich altersmäßig von den Gastgebern nur Udo Woyte zugestand, darauf selbst noch zu DDR-Zeiten geschrieben zu haben. Wir hatten bis auf unseren Ältesten Yosip Shapiro immerhin drei Spieler im Aufgebot, die die Formulare noch sehr gut kennen.

Br. SG Lichtenberg DWZ 2:2 SV Berolina Mitte 2 DWZ
1 Dirk Gros 1859 1:0 Yosip Shapiro 1966
2 Kai Freudenstein 1785 1:0 Frank Hoppe 1902
3 Udo Woyte 1786 0:1 Andreas Reiche 1895
4 Olaf Sill 1717 0:1 Gerd Schönfeld 1880

Als Erster auf Gewinn stand der Autor dieser Zeilen. Bis zum tatsächlichen Eintragen des Punktes waren aber noch einige Hürden zu überwinden, die mein Gegner versuchte aufzubauen. Als ich endlich +3 bis +4 stand, schoss ich mit einem Dameneinsteller den Bock des Tages. Habe ich zu langsam gespielt? Immerhin verbriet ich 53 Minuten für nur 30 Züge. Mein sonstiges Spieltempo ist eine Minute je Zug.
Oder spielte ich zu schnell? Hätte ich bei noch mehr Nachdenken die richtigen Züge gefunden?

Die Antwort ist eher: Ich bin nicht flexibel genug. Ein einmal gemachter Plan wird nicht hinterfragt und die Zugfolge alternativlos(?) abgespielt. Theoretisch hätte ich meinen Dameneinsteller verhindern können. Doch statt emotionslos jeden möglichen Zug in einer Stellung kurz zu prüfen, spekulierte ich mehr auf ein "Er wird's hoffentlich nicht finden." Und vergab damit einen vollen Punkt.

Glücklicherweise rissen Gerd und "Scottie" das Ruder noch irgendwie 'rum und sicherten wenigstens das 2:2.

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08.03.2017
Pl. Verein MP BP 1 2 3 4 5 6 7 8 9
1. SV Berolina Mitte 2 9:1 12,5 x 2,5 2,0 2,5 2,5 3,0
2. SC Zugzwang 2 7:5 14,0 1,5 x 2,0 1,0 3,0 3,0 3,5
3. SV Berolina Mitte 3 6:6 13,5 2,0 x 2,0 1,5 2,5 1,5 4,0
4. SG Lichtenberg 6:6 12,5 2,0 3,0 x 1,5 1,0 2,0 3,0
5. SG Hermsdorf 2 5:3 8,0 1,0 2,0 2,5 x 2,5
6. SG Weißensee 4:4 8,5 1,5 2,5 3,0 x 1,5
7. SC Kreuzberg 4 3:7 9,0 1,5 1,5 1,5 2,5 x 2,0
8. SG Lasker Steglitz-W. 3:7 7,5 1,0 1,0 2,5 2,0 x 1,0
9. SF Berlin 3 3:7 6,5 0,5 0,0 1,0 2,0 3,0 x

Die Tabelle ist nach der 6. Runde immer noch krumm, zumal das Ergebnis von Weißensee gegen Hermsdorf bei Redaktionsschluß noch fehlte.

P.S. Alle Fotos im Original und ein paar Videoschnipsel vom Ende der Partie Reiche ./. Woyte findet Ihr in meiner Dropbox. Der Link wird nur einige Monate online sein.

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